Wort zum Sonntag – Lätare 22. März 2020

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,


wie viele Absagen haben wir in den letzten Tagen und Wochen erleben müssen?

Zuerst ging es um Großveranstaltungen mit über tausend Personen, jetzt sollen aufgrund rasant steigender Infektionszahlen alle sozialen Kontakte vermieden werden, um weitere Ansteckungen durch das Coronavirus zu vermeiden oder wenigstens zu verzögern.

Unser Bibelwort zum Sonntag Lätare macht an Stelle einer Absage eine Ansage: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66, 13)

Trost ist angesagt in diesen außergewöhnlichen Zeiten. Trost ist nötig, gerade da, wo soziale Kontakte ausgesetzt werden.

Wenn ich an meine Kindertage zurückdenke, dann war da vieles anders als heute. Wir hatten keine Handys, mit denen die Eltern zu jeder Zeit unseren Aufenthaltsort ermitteln konnten. Und Wunden hat man damals noch mit echtem Jod desinfiziert, was gar nicht sehr angenehm war. Aber eines hatten wir damals, glaube ich, alle: Das Vertrauen zur Mutter, das Vertrauen zu unseren Eltern.

Ich kam weinend und blutüberströmt nach Hause, die kurze Hose war zerrissen und das Bein aufgeschürft von oben bis unten. Natürlich war ich wieder einmal zu wild gewesen mit dem Tretroller. Aber die Mutter kümmerte sich um mich, sie reinigte die Wunde, desinfizierte sie und trotz Schmerzen wusste ich: Es wird alles wieder gut.

Das Coronavirus verändert unser Leben ungeheuer. Was noch vor Wochen selbstverständlich war, das ist heute oder morgen nicht mehr selbstverständlich, unsicher, wird in Frage gestellt. Aber gerade in solchen Zeiten der Veränderung und des Wandels brauchen wir etwas, das uns Halt gibt.

Viele Menschen sind schwer erkrankt. Angehörige und Freunde machen sich große Sorgen. Wo soziale Kontakte fehlen, breitet sich Einsamkeit aus. Aber wir sind nicht allein. Denn Gott lässt uns nicht im Stich. In Jesus Christus, in seinem Leiden und Sterben hat er uns gezeigt, wie sehr wir ihm am Herzen liegen, wie sehr er uns liebt.

Nicht alles ist abgesagt in dieser schweren Zeit.

Glaube bleibt angesagt, dass Gott alles zum Guten wenden kann und will.

Gebet bleibt angesagt, dass wir Sorgen und Ängste abladen vor Gott dürfen.

Und Trost bleibt angesagt. Trost, den wir empfangen, und Trost, den wir anderen weitergeben – in guten und ganz besonders auch in diesen schweren Zeiten.

Unser Vater im Himmel begleite Sie und alle Ihre Lieben mit seinem Schutz und Segen!

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Ihr Pfarrer Rainer Janus