Wort zum Sonntag – Judika 29. März 2020

 

Liebe Leserinnen und Leser,

„Schaffe mir Recht, Gott!“ mit diesen Worten beginnt der 43. Psalm. Auf lateinisch: Judica me, deus! Von diesem Psalm hat der fünfte Sonntag der Passionszeit seinen Namen: Judika. Und die Sehnsucht nach Recht und Gerechtigkeit prägt diesen Sonntag.

Angesichts der immer schneller fortschreitenden Corona Pandemie hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, eindringlich zu einem weltweiten Waffenstillstand aufgerufen. Es gilt jetzt, den gemeinsamen Feind zu bekämpfen; die Ausbreitung des Coronavirus aufzuhalten, wo es nur geht. „Die Schwächsten“ so Guterres, „zahlen den höchsten Preis.“ Wo die Infrastruktur des Gesundheitswesens durch Krieg und Gewalt, durch Armut und Ausbeutung zerstört ist, wird das Virus ungehemmt seine Opfer fordern.

„Schaffe mir Recht, Gott!“ Inmitten der aktuellen Krise, in den Häusern und Familien, quer durch alle Generationen hat ein großes Nachdenken begonnen, das viele Menschen ins Grübeln bringt. Fragen werden laut: Was ist mir wichtig, was macht mein Leben aus? Was brauche ich und auf was kann ich gut und gern verzichten? Wovon kann ich getrost Abschied nehmen?

Im Bibelwort zum Sonntag Judika ist vom Abschiednehmen die Rede. Im Hebräerbrief heißt es: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Das Abschiednehmen fällt uns schwer. Aber Abschiede gehören zu unserem Leben notwendig dazu. Viele erinnern sich vielleicht an die ersten Tage im Kindergarten oder in der Schule: Zum ersten Mal allein, ohne die vertrauten Eltern. Aber genau diese Erfahrung hat uns geholfen, selbständig zu werden und unseren Weg ins Leben zu meistern. Manche Abschiede sind wichtig, um die Zukunft zu gestalten. Sie eröffnen einen neuen Anfang.

Wer älter geworden ist fragt vielleicht in diesen Tagen voll Melancholie: Wie oft werde ich einen solchen wunderbaren Beginn eines Frühlings noch erleben? Und: Wird es ein Beatmungsgerät für mich geben, wenn ich es brauche? Wird jemand da sein, der mich begleitet?

Die Bibel sagt: Es gibt eine Zukunft. Und es lohnt sich, diese Zukunft zu suchen. Es lohnt sich diese Zukunft aktiv zu gestalten. Wo soziale Kontakte zwecks Infektionsschutz unterbrochen werden, können wir zum Telefon greifen oder die sozialen Netzwerke nutzen, um den Kontakt zu pflegen und Menschen in der Isolation zu begleiten und zu trösten. Auch Zeichen sind wichtig: Die Kerze im Fenster und das Lied auf dem Balkon.

Gerade in der Krise zeigt sich, dass Glaube und Hoffnung zusammengehören: In einem Lied heißt es: „Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.“

Und am Ende, so sagt die Bibel, wird Gott nicht nur Recht schaffen und Frieden, sondern er wird abwischen alle Tränen von unseren Augen.

Der Gott der Liebe begleite Sie und alle Ihre Lieben mit seinem Schutz und Segen!

Ihr Pfarrer Rainer Janus

 

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