Wort zum Sonntag – 05. April 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

Vielleicht kennen sie das Lied: „Was Gott tut, das ist wohlgetan.“ Vor dem Hintergrund von Leid und Trauer drücken die Worte dieses Liedes ein hohes Maß an Gottvertrauen aus.

Viele Menschen heute erleben die gebotene soziale Distanzierung als wenig wohltuend. Angst und Unsicherheit machen sich breit. Wie soll das enden? Wann soll das enden?

„Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille.“ Mit nahezu unerschütterlichem Glauben hält der Liederdichter Samuel Rodigast an der Güte Gottes für alle Zukunft fest.

Dieser Samuel Rodigast kam am 19. Oktober des Jahres 1649 in Gröben bei Jena zur Welt. Und die Welt, die lag damals in Trümmern. Nach dem dreißigjährigen Krieg war das Land vollständig zerstört. Die Wirtschaft lag darnieder. Die Bevölkerung war dezimiert. Es herrschte Hunger und Not. Die Pest zog durch das Land.

„Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille. wie er fängt seine Sachen an, will ich ihm halten stille. Er ist mein Gott, der in der Not mich wohl weiß zu erhalten; drum lass ich ihn nur walten.“ Samuel Rodigast hat sich diese Worte geliehen, von einem älteren Pfarrer und Kirchenliederdichter, der die drei Jahrzehnte dieses schrecklichen Krieges selbst erlebt und überlebt hat. Und er hat diese Worte weitergeschrieben Strophe für Strophe, Vers für Vers. Allen Zweifel und aller Anfechtung zum Trotz hält er fest an der Hoffnung, dass Gott der Lauf dieser Welt nicht aus den Händen geglitten ist. Wider allen Augenschein wird dieser Gott alles zu einem guten Ende führen, den Lebensweg jedes einzelnen Menschenkindes und den Lauf der ganzen Welt.

Wie eine riesige, nicht enden wollende Tsunamiwelle ist die Infektion mit dem Coronavirus über die Menschheit hereingebrochen. Und manch einer mag sich fühlen wie die Jünger, die mit Jesus unterwegs waren und mit einem kleinen Fischerboot den See Genezareth überqueren wollten. Die Evangelien berichten davon. Als der Sturm aufkommt und die Wellen in das Boot schlagen, spüren sie, dass sie den Urgewalten der Natur mit ihren menschlichen Kräften nichts entgegenzusetzen haben. Sie beginnen zu erahnen wie dünn die Schiffsplanken sind, die ihr Leben vor dem ewigen Tod bewahren.

Inmitten des Chaos gibt es einen Ruhepunkt. Jesus schläft hinten im Boot auf einem Kissen. Die Jünger wecken ihn auf und schreien: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

Immer dann, wenn ihr Lebensschifflein in Gefahr gerät, wenden sich Menschen an Gott. Sie klagen ihr Leid. Sie teilen ihre Sorge. Sie bitten um Hilfe, Rettung, Segen, Heil und Heilung.

Aber Gott greift uns nicht ins Ruder. Wir Menschen haben die Freiheit, den Kurs für unser Leben stets selbst zu bestimmen. Und dennoch sind wir nicht allein auf der Fahrt unseres Lebens: Jesus Christus ist unser Freund und Begleiter. Er lässt sich wecken. Er lässt sich ansprechen. Seine Jünger bewahrt er vor dem tödlichen Nass, uns alle will er retten vor dem ewigen Tod.

Jesus bringt Ruhe in das Chaos, beruhigt den Wind und glättet die Wogen. Aber er stellt die Frage nach unserem Gottvertrauen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

Wir hören diese Frage auch in unseren Zeiten. Mit den Worten seines Liedes hat der Dichter eine Antwort formuliert, denn gerade in der Not geht es darum, den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Was Gott tut, das ist wohlgetan, dabei will ich verbleiben. Es mag mich auf die raue Bahn Not, Tod und Elend treiben, so wird Gott mich ganz väterlich in seinen Armen halten; drum lass ich ihn nur walten.

Ihr Pfarrer Rainer Janus

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