Ökumenische Partnerschaft wird erneuert

Am Pfingstmontag, den 06. Juni 2022 wird im Rahmen des Festgottesdienstes um 10.30 Uhr die ökumenische Partnerschafts­vereinbarung zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden in ganz Friesenheim erneuert. Neu mit dabei ist die "Gemeinde des Guten Hirten" in Diersburg/Hohberg für den Ortsteil Oberschopfheim.

Schon am 16. September 2007 haben die katholischen Pfarrgemeinden in Friesenheim, Heiligenzell und Oberweier mit der evangelischen Kirchengemeinde Friesenheim eine Vereinbarung über die ökumenische Partnerschaft geschlossen. Friesenheim gehörte mit zu den ersten Gemeinden in Baden, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben.

Damals wurde beispielweise festgelegt, welche Gottesdienste im Jahreslauf als ökumenische Gottesdienste gemeinsam gefeiert werden sollten oder in welchen Arbeitsgebieten man enger zusammenarbeiten und sich gegenseitig informieren wollte.

Insgesamt können die Gemeinden in Friesenheim auf eine reichhaltige und von gegenseitigen Wohlwollen geprägt Partnerschaft zurückblicken. Einer der Höhepunkte war sicherlich die gemeinsame Feier zum 100jährigen Jubiläum der Beendigung des Simultaneums und des Neubau der katholischen Kirche St. Laurentius in den Jahren 2013 und 2014.

Jetzt haben die Kirchenleitungen in Freiburg und Karlsruhe angeregt, die geschlossenen Partnerschafts­vereinbarungen auf Veränderungen zu prüfen, den Gegebenheiten anzupassen und zu erneuern. Und tatsächlich haben sich die Gegebenheiten erheblich verändert: Aus den katholischen Pfarrgemeinden in den Ortsteilen ist zunächst eine Seelsorgeeinheit und inzwischen eine einheitliche Kirchengemeinde geworden. Zur evangelischen Kirchengemeinde Friesenheim mit den Ortsteilen Heiligenzell und Oberweier kam 2014 der Ortsteil Schuttern hinzu.

Damit ganz Friesenheim, auch der Ortsteil Oberschopfheim, abgedeckt ist, tritt die Gemeinde des Guten Hirten der Partnerschaftsvereinbarung bei. Dasselbe wäre auch für Kürzell und Meißenheim, die zur katholischen Kirchengemeinde dazugehören, wünschenswert gewesen. Aber von der Seite der evangelischen Gemeinde in Meißenheim besteht der Wunsch, eine gesonderte Partnerschaftsvereinbarung für den Bereich Kürzell und Meißenheim zu erarbeiten.

Die gute ökumenische Zusammenarbeit in Friesenheim geht auf Pfarrer Georg Schreiber zurück, der sich konsequent für das Miteinander der Konfessionen eingesetzt hat. Allerdings hat Pfarrer Felix Baumann (Oberschopfheim) bei seinem Abschied, gemahnt, sich nicht auf dem status quo auzuruhen, sondern den Weg zur Einheit weiterzugehen, gemäß den Gebet und Willen von Jesus Christus "auf dass sie alle eins seien".

Die theologischen Lehrverurteilungen, die in der Folge der Reformation zur Kirchentrennung geführt haben, sind weitgehend aufgearbeitet und können nicht mehr länger als kirchentrennend gewertet werden. Die Machtinteressen der mittelalterlichen Fürsten spielen schon lange keine Rolle mehr. Die Chance, mehr Einheit zu wagen, wäre heutzutage gegeben und wird von manchen als längst überfällig empfunden.

Die Kirchen müssen sich angesichts ihrer ökumenischen Lethargie der Frage stellen, ob sie der Botschaft, der sie verpflichtet sind, noch gerecht werden, oder ob ihnen vielleicht schlichtweg die Phantasie fehlt, die Einheit zu denken und zu gestalten.

Die Erneuerung der Partnerschaftsvereinbarung ist als notwendiger Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen. Aber er offenbart auch, wie sehr die Ökumene auf der Stelle tritt und wie sehr die Kirchen mit sich selbst beschäftigt sind.
Traditionen sind gut und wichtig, weil sie helfen Leben zu gestalten und zu tragen, aber sie dürfen sich nicht verselbständigen und dem Geist der Liebe widersprechen.
Die Aufgabe der Kirche ist nicht allein die Bewahrung des Überkommenen, sondern vielmehr die Gestaltung von Zukunft. An diesem Anspruch muss sich jede Kirche und jede Gemeinde messen lassen.