Bibelwoche: 4. Abend – Übermut

Das "Menetekel" aus dem 5. Kapitel des Buches Daniel ist zum geflügelten Wort geworden.

Unter Menetekel verstehen wir heute ein warnendes Vorzeichen eines drohenden Unheils, ein ernstes Warnzeichen.

Erzählt wird von einem Trinkgelage des Königs Belschazzar. Als er im Rausch die goldenen Gefäße aus dem Jerusalemer Tempel holen lässt und durch profanen Gebrauch und Götzendienst entehrt, erscheint eine Schrift an der Wand, die keiner deuten kann.

Daniel wird gerufen. Er deutet die Worte "mene tekel u-parsin - gezählt, gewogen, geteilt" herrschaftkritisch gegen Belschazzar. Seine Tage sind gezählt - auch die Tage seiner Herrschaft. Er wurde gewogen und zu leicht befunden. Das heißt, dass er als Herrscher versagt hat und seiner Verantwortung nicht gerecht geworden ist. Sein Reich soll aufgeteilt werden unter Meder und Perser.

Ein möglicher historischer Hintergrund für diese Geschichte bilden die Jahre 552 bis 543 v. Chr.: Ein König namens Belschazzar herrscht in dieser Zieit in Stellvertretung seines Vaters Nabonid in Babylon. Ab 543 schweigen die Quellen. Möglicherweise wurde Belschazzar, der wahrscheinlich die Gottheit Bel (Baal) verehrt hat, von der Priesterschaft des babylonischen Stadtgotts Marduk durch einen politischen Mord beseitigt.

Aber Historizität scheint nicht das wichtigste Anliegen des Buches Daniel zu sein. Es will mit seinen Geschichten Juden, die unter fremden heidnischen Mächten leben müssen, Juden in der Zerstreuung unter den Völkern in ihrer religiösen Identität stärken. Sie sollen wissen, dass der Gott der Väter, Abraham, Isaak und Jakob, lebt und regiert. Das Danielbuch gehört in den Bereich der Seelsorge: Es will mit seinen Geschichten den Glauben stärken, das Vertrauen, dass Gott regiert. Gotteslästerung stürzt den Hochmütigen ins Verderben. Man könnte auch sagen: Das Danielbuch ist eine theologische Auseinandersetzung mit der Unterdrückungsgeschichte Israels und der Juden.

Kernfrage 1: Missbrauch der Tempelgeräte zum profanen Gebrauch und Götzendienst würdigt den „fremden“ Glauben herab. Daniel und seinen Gefährten hingegen gelingt der Spagat: Unter der Herrschaft fremder Religionen leben sie ihren Glauben und verhalten sich loyal gegenüber der Herrschaft.

  • Ist die Achtung gegenüber fremden Lebens- und Glaubensformen nicht auch durch den Respekt vor der Würde des Mitmenschen geboten?
  • Kann es gelingen, einen Menschen zu achten und dennoch seine Glaubensüberzeugung zu kritisieren?
  • Wie sollen wir heute mit Menschen umgehen, die unseren Glauben missachten, kritisieren oder lächerlich machen, wenn Jesus in der Bergpredig sagt: Liebet eure Feinde. Tut wohl denen, die euch hassen.

Kernfrage 2: Was verleiht dem Menschen Gewicht? Purpurmantel, Goldkette und Regentschaft scheinen Daniel nicht sonderlich zu beeindrucken. Seine Lebenshaltung der Ehrfurcht vor Gott, gibt dem Leben eine andere Schwerpunktsetzung.

  • Wie drückt sich die Ehrfurcht vor Gott in meinem eigen Glaubensleben aus?
  • In welcher Beziehung stehen Ehrfurcht vor dem Schöpfer und Ehrfurcht vor dem, was er geschaffen und ins Leben gerufen hat?

Die Präsentation zum ersten Bibelabend gibt es hier als Pdf-Datei zum herunterladen.