Gottesdienst – Sonntag Exaudi – 24. Mai 2020

Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, o Herr, deiner Engel und himmlischen Heere, das erhebt meine Seele zu dir, o mein Gott; großer König, Lob sei dir und Ehre!

1. Herr, du kennst meinen Weg, und du ebnest die Bahn, und du führst mich den Weg durch die Wüste. Dass du mich einstimmen …

2. Herr, du reichst mir das Brot, und du reichst mir den Wein und du bleibst selbst, Herr, mein Begleiter. Dass du mich einstimmen …

3. Und nun zeig mir den Weg, und nun führ mich die Bahn, deine Liebe zu verkünden! Dass du mich einstimmen …

4. Herr, ich dank’ dir, mein Gott, und ich preise dich, Herr, und ich schenke dir mein Leben! Dass du mich einstimmen …

Psalmgebet

Der HERR ist mein Licht und mein Heil; *
vor wem sollte ich mich fürchten?

Der HERR ist meines Lebens Kraft; *
vor wem sollte mir grauen?

HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; *
sei mir gnädig und antworte mir!

Mein Herz hält dir vor dein Wort: /
„Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ *
Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.

Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, *
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!

Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht *
und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!

Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, *
aber der HERR nimmt mich auf.

HERR, weise mir deinen Weg *
und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.

Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! *
Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht.

Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde *
die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

Harre des HERRN! *
Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!

Ehre sei dem Vater und der Sohn
und dem Heiligen Geist

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Lesung (Johannes 16, 5-15): Jesus Christus spricht: Nun aber gehe ich fort zu dem, der mich gesandt hat, doch keiner von euch hat mich gefragt, wohin ich gehe. Stattdessen seid ihr traurig.

Ich sage euch aber die Wahrheit: Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Ratgeber nicht kommen. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt von ihrer Sünde und von Gottes Gerechtigkeit und vom Gericht überzeugen.

Die Sünde der Welt ist, dass sie nicht an mich glaubt.
Die Gerechtigkeit erweist sich darin, dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet.
Das Gericht bedeutet, dass der Herrscher dieser Welt schon gerichtet ist.

Ich hätte euch noch so vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Doch wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Er wird nicht seine eigenen Anschauungen vertreten, sondern wird euch sagen, was er gehört hat. Er wird euch von dem erzählen, was kommt. Er wird mich verherrlichen, indem er euch alles offenbart, was er von mir empfängt.

Alles, was der Vater hat, gehört mir; das habe ich gemeint, als ich sagte, dass der Geist euch alles offenbaren wird, was er von mir empfängt.

Glaubensbekenntnis

Lesung (Jeremia 31, 31-34): Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Predigtwort

Ist es schon soweit? Ist diese Zeit schon gekommen, von der der Prophet Jeremia spricht? Ein neuer Bund, ein neues Bündnis zwischen Gott und seinem auserwählten Volk, ein Bündnis, das eine ganz neue Qualität besitzt: Gott - und der Glaube an ihn - werden zur Selbstverständlichkeit. Es gibt niemanden, keinen Menschen auf Erden, der diesen Gott nicht kennt, den Gott, der nicht nur sein Volk Israel aus der Knechtschaft befreit hat, sondern alle seine Geschöpfe liebt und alle befreien will: den Gott der Liebe, der barmherzig ist, der Schuld vergibt und der Sünde nimmermehr gedenkt.

Die Menschen halten sich an Gottes Gebot, weil sie ein Gewissen haben. Sie wissen, was gut und richtig ist, weil Gott sein Gesetz in ihr Herz gelegt und in ihren Sinn geschrieben hat. Gottes Wunsch und unser Wille stimmen überein. Offene Fragen haben ihre Antworten gefunden: Gibt es Gott überhaupt? Wie steht es mit Allah? Welche von all den Religionen hat nun recht?

Die Religionslehrerin muss fortan keinen Religionsunterricht mehr halten: Kein Bedarf, denn jeder kennt Gott direkt und persönlich. Ist es schon soweit? Oder warten wir noch?

Ich vermute, dass die Menschen schon zur Zeit des Propheten Jeremia solche Fragen gestellt haben. Wann wird es soweit sein? Wann werden wir so frei sein von allen unmenschlichen Abhängigkeiten, frei auch von unserem Egoismus, dass wir unsere Mitgeschöpfe lieben können, ohne Wenn und Aber. Wann wird das Böse endlich überwunden sein, so dass die Liebe an die Stelle von Regeln und Gesetzen treten kann? Wann wird Friede sein?

Als Jesus sich am Abend vor seinem Tod von seinen Freunden und Jüngern verabschiedet hat, nahm er den Kelch, dankte, gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Mit dem Tod Jesu am Kreuz hat Gott dieser Welt und ihren Geschöpfen gezeigt, wie weit seine Liebe geht. Die Gerechtigkeit, so wichtig sie ist, muss der Barmherzigkeit weichen: Der Unschuldige nimmt den Tod auf sich, damit die schuldig Gewordenen leben und eine Zukunft haben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, das war einmal. Jetzt heißt es Gnade um Gnade, Gnade vor Recht.

Manche sagen, Corona sei eine Strafe Gottes. Aber wir haben keinen Gott, der in seinem Zorn die Bösen bestraft und die Guten belohnt. Wir haben einen Gott, der die Sünde vergibt und im Geist der Liebe einen neuen Anfangt ermöglicht. Corona ist keine Strafe Gottes, wohl aber eine Folge unseres modernen Lebensstils. Das Virus ist mit unseren Flugzeugen mitgeflogen um die ganze Erde. Es ist den Spuren der menschengemachten Globalisierung gefolgt, um sein furchtbares Werk zu vollbringen.

Rückkehr zur Normalität wünschen sich viele. Aber wird es nach Corona eine neue Normalität geben und wie soll eine neue Gesellschaft aussehen?

Gerade in dieser Coronazeit erleben wir dankbar, wie Menschen selbstlos im Geiste der Nächstenliebe handeln und für andere da sind. Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern haben ihren Applaus verdient. Und wie viel Gutes geschieht im Verborgenen, wo Junge für die Älteren einkaufen, wo Menschen sich einschränken um andere nicht zu gefährden, wo Menschen Hilfe und Verständnis finden, die unverschuldet in Not geraten sind?

Der Prophet Jeremia würde sagen: Ja, es wird eine neue Normalität geben. Die Zeit kommt, und die Zukunft liegt in Gottes Hand. Er wird sein Gesetz, das Gesetz des Lebens und der Liebe in das Herz der Menschen legen, und in ihren Sinn schreiben. Sie sollen sein Volk sein und er wird ihr Gott sein.

Gott hat den neuen Bund bereits aufgerichtet, er hat das neue Bündnis bereits besiegelt. Gott ist treu. Auf seiner Seite bleibt dieser Bund wohl feste stehn. Es liegt an den Menschen, dass sie diesen Bund annehmen, ihrer Vernunft folgen, der Liebe Raum geben, Frieden finden, einstimmen in den Jubel über das Leben, das allen Tod überwindet.

Es war der Rabbi aus Nazareth, der die Botschaft von der Liebe Gottes so verkündigt hat, dass die Menschen begonnen haben, diese Botschaft wirklich zu hören, und zu Herzen zu nehmen. Aus der kleinen Schar der Freunde und Jünger ist in zwei Jahrtausenden eine große weltumspannende Bewegung geworden. Die Bibel Alten und Neuen Testaments wurde in unzählige Sprachen übersetzt. Bis heute ist das Wort Gottes nicht verstummt – es wird gehört und gelesen.

Bis auf den heutigen Tag ruft es uns alle in den Dienst der Liebe. Amen.

1. Du bist der Atem der Ewigkeit, du bist der Weg in die neue Zeit. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.

4. Du bist der Blick, der uns ganz durchdringt, du bist das Licht, das uns Hoffnung bringt. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.

5. Du bist das Ohr, das die Zukunft hört, du bist der Schrei, der die Ruhe stört. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.

7. Du bist die Hand, die uns schützend nimmt, du bist das Korn, das dem Tod entspringt. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.

8. Du bist das Wort, das uns Antwort gibt, du bist ein Gott, der uns Menschen liebt. Du bist das Leben, du bist das Leben, du bist das Leben, Gott.

Fürbitten

Gott der Liebe,

du bist uns fern, weil wir unsere eigenen Wege gegangen sind
und unseren eigenen Vorteil gesucht haben.

Wir sehnen uns nach dir.

Wann werden alle Menschen dich erkennen?

Wann werden wir in deiner Liebe leben?

Komm zu uns und öffne unsere Sinne, dass wir dich spüren und erfahren wie du wirkst und Leben schaffst - in uns und unter uns - und in allem, was wir sehen und hören und erleben.

Wir bitten dich um dein Erscheinen,
bei denen, die vereinsamen in Krankenhäusern und Pflegeheimen,
die sich vergessen fühlen,
die Zuneigung vermissen.
Herr, erbarme dich.

Wir bitten dich um dein Erscheinen,
wo du zu fehlen scheinst,
bei denen, derer Lebensperspektiven bedroht sind,
die wirtschaftliche Not leiden und mit Sorgen in die Zukunft blicken.
bei denen, die nicht glauben können
bei denen, die keine Hoffnung haben.
Herr, erbarme dich.

Wir bitten dich um dein Erscheinen,
draußen in der Welt, wo es an medizinischer Versorgung fehlt,
wo der Krieg, der Hass und die Gewalt kein Ende finden.
in den Flüchtlingsunterkünften
in den Armenvierteln dieser Welt.
Herr, erbarme dich.

Du wirst unsere Sehnsucht stillen.

Du wirst dein Reich aufrichten.

Du wirst die Tränen abwischen von unseren Augen.

In dir wird die Welt Frieden finden.

Darum bitten wir dich um deinen Schutz und Segen. Amen.

 Vaterunser

 Segen

Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen; geh in seinem Frieden, was auch immer du tust. Geh unter der Gnade, hör auf Gottes Worte: bleib in seiner Nähe, ob du wachst oder ruhst.

1. Alte Stunden, alte Tage lässt du zögernd nur zurück. Wohlvertraut wie alte Kleider sind sie dir durch Leid und Glück. Geh unter der Gnade …

2. Neue Stunden, neue Tage, zögernd nur steigst du hinein. Wird die neue Zeit dir passen? Ist sie dir zu groß, zu klein? Geh unter der Gnade …

3. Gute Wünsche, gute Worte wollen dir Begleiter sein, doch die besten Wünsche münden alle in den einen ein: Geh unter der Gnade …

 

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