06. Dezember 2020

Nikolaus

Die wahre Geschichte


Es gab wohl eine Zeit, da Nikolaus im Bischofsgewand mit Hirtenstab und Mitra
Jahr für Jahr am 6. Dezember zu den Kindern kam.
Heimlich – oft mitten in der Nacht - brachte er Apfel, Nuss und Mandelkern.

Aber diese Zeit ist nun wahrlich schon lange vorbei.
An die Stelle des Bischofs traten bärtige Gesellen mit roten Zipfelmützen – auch Weihnachtsmänner genannt.
Der echte Bischof ward nicht mehr gesehen.
Und das kam so: Als Nikolaus auf einer seiner Dienstreisen in eine
(hier aus Gründen des Datenschutzes nicht genannte)
Stadt in Deutschland kam, fand er auf zahlreichen Hauswänden Parolen aufgesprüht.
Er las mit Erstaunen: Ausländer raus! Er fragte die Kinder auf der Straße:
„Was für Ausländer sind den da wohl gemeint?“-
Die Antworten kamen prompt: „Die Türken und alle, die nicht hierhergehören!“
- „Die Asylanten!“ – „Die Kanaken!“
Der alte Bischof war den Tränen nahe. Und er fragte noch einmal:
„Meint ihr wirklich, dass Türken in Deutschland nichts zu suchen haben?“

Inzwischen waren noch mehr Menschen stehengeblieben.
Jemand sagte: „Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“
Ein anderer rief: „Was die Asylanten alles geschenkt bekommen? Das bekommen wir nicht.“
Und ein dritter pflichtete ihm bei: „Die leben von unserem Geld!“
Da wandte sich der Bischof zum Gehen. Und die Kinder fragten:
„Was ist denn Nikolaus? Warum willst du gehen?“
Der alte Bischof drehte sich noch einmal um und erklärte den Kindern mit trauriger Stimme:
„Ihr müsst wissen: Ich bin so ein Ausländer. Ich stamme aus Myra und Myra liegt in der Türkei.
Und jetzt habe ich hier nichts mehr zu suchen.“
Das sind die letzten Worte, die uns vom wahren Nikolaus verbürgt sind.

Nikolaus - Vorbild der Nächstenliebe